Die Digitalisierung von Immobiliendienstleistungen ist für viele unübersichtliches Neuland. Warum diese Skepsis herrscht und welche Chancen die Technologie mit sich bringt, erklärt Dieter Sommer MRICS, Advisory Board Mitglied von properti.
Immobilien und Digitalisierung. Die Realität von digitalisierten Immobiliengeschäften erobert den Markt und soll damit auch den sich entwickelnden Bedürfnissen von Eigentümer:innen und Anleger:innen besser gerecht werden. Die Immobilienbranche in der Schweiz steht traditionell nicht im Ruf, die Speerspitze der Digitalisierung zu sein, obwohl diese in anderen Industriezweigen längst angekommen ist.
Nehmen wir die Finanzbranche zum Vergleich: Wir erhalten unseren Lohn automatisch, bezahlen unsere Rechnungen via E-Banking und haben unsere Bankkarte immer griffbereit. Auf die eine oder andere Weise läuft fast jede finanzielle Transaktion, die wir tätigen, automatisiert und damit einfacher ab. Ein lückenloses Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine hat im Zusammenhang mit Immobilien bis dato nicht vollumfänglich stattgefunden.
Im Interview mit Dieter Sommer MRICS haben wir die Gründe für die bisher eher abwartende Haltung näher beleuchtet und zusammengefasst, welche Chancen die Digitalisierung für die Branche bietet.
Immobiliennews direkt in Ihr Postfach: Abonnieren Sie unsere Newsletter und erhalten Sie automatisch die neuesten Informationen rund um den Schweizer Immobilienmarkt.
Weshalb werden digitalisierte Immobiliendienstleistungen nur zögerlich angenommen?
Die Tatsache ist, dass bereits vieles in digitaler Form möglich wäre, aber es wird noch nicht gelebt beziehungsweise angenommen. Unser Tun und Handeln wird immer noch stark von der “Macht der Gewohnheiten” geleitet. Was wir nicht kennen, empfinden wir als fremd und lehnen es ab. Digitale Dienstleistungen zu nutzen, bedingt eine gesunde Neugier auf Verbesserungen oder ein Umdenken, da die traditionelle Methode nicht mehr funktioniert. Bei Immobiliendienstleistungen funktioniert noch beides. Viele setzen lieber auf altbewährte Muster, statt diese umzustellen, daher hinkt die Transformation gerade bei Immobilien noch hinterher. Dies steht allerdings in rasantem Wandel.

Was sind die Vorteile der Digitalisierung für die Nutzer:innen?
Es gibt viele neue Anwendungsmöglichkeiten für die Digitalisierung des Immobiliensektors. Um nur ein paar wenige zu nennen: die Online-Immobiliensuche, die Besichtigung der Immobilie in der virtuellen Realität zu jeder gewünschten Zeit, die rasche Abwicklung eines Immobilienverkaufs, die Verwaltung der Immobilie aus der Ferne, und vieles mehr.
Auf einen Knopf drücken und die Abrechnung ist fertig – ganz ohne Prüfung, weil alles korrekt übertragen wurde – das ist beispielsweise der Traum eines jeden Immobilienbewirtschafters. Durch die Digitalisierung wiederkehrender, manueller Schritte kann eine deutliche Qualitäts- und Effizienzsteigerung erreicht werden. Höhere Service-Masstäbe führen dazu, dass beispielsweise Leerläufe verhindert werden und der Kunde Zeit gewinnt und Kosten einspart.
Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für Immobilienunternehmen?
Digitalisierungs- und Automatisierungsprozesse sind komplex. Für Unternehmen bestehen die Herausforderungen darin, neue Prozesse und Anwendungen zu implementieren, die es ermöglichen, komplexe Geschäfte zu vereinfachen und die Angebote durch einen echten Mehrwert zu steigern. Die Branche ist extrem heterogen, gerade wenn man die diversen Workflows und Prozesse von Anfang bis Ende betrachtet. Spricht man mit Anbietern von Technologielösungen, klingt die Einführung neuer Prozess-Software einfach, schnell und unkompliziert.
Doch der Teufel steckt im Detail. Obwohl die Vorteile einer Umstellung langfristig überwiegen, muss man sich bewusst sein, dass es Stolpersteine gibt. Der Aufbau und die Automatisierung digitaler Workflows kosten Zeit, Geld und Ausdauer und müssen – von vorne bis hinten inklusive aller Schnittstellen und Datenflüsse – gut durchdacht sein.
Was hat properti konkret umgesetzt und welche Chancen sehen Sie für das Unternehmen?
Wir sind an einem entscheidenden Punkt eines bedeutenden Wandels in der Immobilienwirtschaft angelangt. Gut durchdachte Digitalisierungs- und Automatisierungsprozesse, Schnittstellen und Datenflüsse werden aktiviert und gestalten die Immobilienwirtschaft neu. Die Digitalisierung ist hochkomplex und bedarf dringend der Verabschiedung von Komfortzonen. Mit properti sind wir am Puls des Wandels.
Die Erstbesichtigung und das erste Beratungsgespräch finden auf Wunsch per Video statt, wobei ernsthaft Interessierte von sogenannten Hobbybesichtigern auf Anhieb auserlesen werden. Auch bei der Verwaltung von Immobilien kommen Prozessautomatisierungen zum Einsatz, wodurch Szenarien wie Mietausfälle sowie Leerstände vermieden und Sanierungslücken frühzeitig erkannt werden können. Das sind derzeit aufwendige, manuelle Prozesse.
Durch digitale Abläufe werden Makler:innen und Verwalter:innen administrative Aufgaben abgenommen, damit sie die Kunden noch gezielter an ihr Vorhaben führen können. Die Hürden, die Dienste von properti auszuprobieren, sind zudem sehr klein: Die Kundin oder der Kunde zahlt keine Einstiegsgebühren und kann jederzeit aus der Zusammenarbeit aussteigen. Als unabhängiges Ökosystem arbeitet das Unternehmen mit Beratungshonorar, verdient erst dann, wenn seine Kundschaft erfolgreich ist.
Fazit
Die Komplexität der Prozesse ist ein Hindernis auf dem Weg zu einer vollständig digitalisierten Branche. Bis dahin werden analoge Arbeitsweisen mit digitalen Lösungen kombiniert. Es geht nicht darum, den Menschen durch Technologie zu ersetzen, sondern die Qualität und Effizienz der vorhandenen Fähigkeiten zu steigern.
Die Automatisierung von administrativen Prozessen zwischen Immobiliendienstleistern und „Maschinen“ wird künftig unabdingbar sein. Entlang der ganzen Wertschöpfungskette werden die Prozesse durch Technologie unterstützt und sorgen so für einen Mehrwert für alle Beteiligten.
Zur Person: Dieter Sommer, MRICS
Dieter Sommer MRICS, Top-Experte für Immobilienmanagement, wurde 2022 in Folge als einer der 100 Köpfe der Schweizer Immobilienbranche ausgezeichnet.
Als Inhaber der Beratungsfirma Hubconsult, Vorstandsmitglied SVIT beider Basel, Advisory Board Mitglied properti, sowie Dozent im Lehrgang Master of Advanced Studies in Real Estate Management an der HWZ, gestaltet er die Immobilienwirtschaft aktiv mit.
Vormals war Dieter Sommer langjähriger CEO der Privera AG und Verwaltungsrat des erfolgreichen PropTech Flatfox. Mit Führungspositionen bei Livit AG und UBS Funds Management verfügt er über eine exzellente Immobilien-Expertise.
Dieter Sommer neu im Advisory Board: Top-Experte für Immobilienmanagement, unabhängiger Verwaltungsrat und Dozent HWZ verstärkt das Führungsteam von properti. Zum Beitrag.